Ok ich geb es zu, er hüpft nicht wirklich. Ein Pfitzauf geht langsam hoch. Ganz langsam. Nur ein paar Zentimeter (und hoffentlich ein paar mehr) nach insgesamt 55 Backminuten.Und jung ist der Pfitzauf auch nicht. Das Rezept existiert schon seit vielen, vielen Generationen. Mein “jung” steht dann wohl eher für frisch.
Aber erst mal schön der Reihe nach.
Wer schon einmal bei mir zu Hause war kann sehen – hier gibt es ganz viele Kochbücher. Doch eines aus der ganzen Sammlung ist mein ganz besonderer Schatz: das schwäbische “Bauer’s Neues Kochbuch”.
Es wurde vor 82 Jahren auf vielfachen Wunsch ihrer Schülerinnen und weiteren Kreisen von Josefine Bauer, einer langjährigen Leiterin der Kochschule des schwäbischen Frauenvereins Stuttgart, geschrieben. Das meinige ist die 4. Auflage. Ich habe es vor über 20 Jahren auf einem Bücherflohmarkt im schwäbsichen Reutlingen ergattert.
76 Jahre hat dieses schöne alte Kochbuch auf dem Buckel. Man sieht ihm die Jahre an, dem Gewebeeinband, dem vergilbten Buchrand. Schon mehrmals habe ich darüber nachgedacht es wieder wie neu machen zu lassen, aber dann wäre mein geliebtes Kochbuch wahrscheinlich nicht mehr dasselbe.
Beim durchblättern bin ich heute auf eine schwäbische Spezialität gestoßen die ich auch schon lang nicht mehr gemacht habe. Den Pfitzauf.
Pfitzauf ist ein luftiges Eiergebäck das in speziellen Pfitzaufformen aus glasiertem Ton gebacken wird. Für mich ist es immer wieder spannend zu beobachten, zu welch luftigen Gebilden mein Teig aufgeht (hochpfitzt) wenn er während des Backens über den Formrand wächst und eine appetitliche goldbraune Kruste bildet.
Wenn man mal etwas über den eigenen Tellerrand hinaus schaut wird man feststellen daß die Rezepte vom englischen Yorkshire Pudding und den amerikanischen Popovers sehr viel Ähnlichkeit mit dem schwäbischen Pfitzauf haben. Interessant wäre, wer von den dreien zuerst geboren wurde.
Da mit dem Originalrezept meine Förmchen zu voll würden habe ich das Rezept auf 3 Eier heruntergerechnet. Die originale Menge steht in Klammern dahinter.
Backofen auf 210 Grad vorheizen
für 6 Förmchen brauche ich:
190 g Mehl (250 g)
1 Prise Salz
375 ml Milch (1/2 l)
3 Eier (4 Eier)
in den Mixtopf geben und 20 Sekunden/Stufe 4 zu einem recht flüssigen (Flädle)-Teig rühren.
Das Originalrezept verwendet noch 30 g Zucker, darauf habe ich verzichtet.
Wer mag, gibt noch Zitronenschale hinzu.
45 g flüssige aber nicht heiße Butter (60 )
dazu geben und kurz unterrühren.
Die Pfitzauf-Förmchen gut mit Butter ausstreichen, Teig nur bis zur Hälfte einfüllen und 45
Minuten backen. Backofentür immer geschlossen halten! Herd ausschalten und 10 Minuten nachbacken.
Natürlich geht das Ganze (wie immer) auch ohne Thermomix. Einfach alle Teigzutaten zu einem glatten Teig ohne Klümpchen zusammenrühren. Die Butter sollte zuletzt untergemischt werden.
Die Pfitzauf aus den Förmchen stürzen und noch warm mit Puderzucker bestäuben. Dazu reicht
man Vanille- oder eine beliebige Fruchtsauce oder ein Kompott oder Schlagsahne.